Im April 2025 verpasste Luisa González bei den Präsidentschaftswahlen in Ecuador nur knapp den historischen Sieg. Mit der Wiederwahl des Präsidenten Daniel Noboa droht nun eine Demontage demokratischer Institutionen. CORNELIA PERLE über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven für Frauen und die Demokratie im Land.
Als Matilde Hidalgo 1924 als erste Frau verlangte, ins Wählerregister in Machala aufgenommen zu werden, staunte die damalige Wahlkommission nicht schlecht – und lehnte das Ansinnen prompt ab. Matilde, promovierte Ärztin, ließ nicht locker und erhielt schließlich die Erlaubnis. Dank ihr führte Ecuador 1929 als erstes Land in Lateinamerika das Frauenwahlrecht ein, das Frauen erlaubte, zu wählen und selbst bei Wahlen zu kandidieren.
1945 zog Nela Martinez, Mitglied der Kommunistischen Partei, Feministin und wichtige Vordenkerin für soziale Gerechtigkeit, als erste weibliche Abgeordnete ins Parlament ein. Dennoch blieb die tatsächliche politische Beteiligung von Frauen bis in die 1960er Jahre gering.
Getrennt zur Urne
Heute stellt in Ecuador das Frauenwahlrecht niemand mehr in Frage. Frauen haben – gleichermaßen wie Männer – nicht nur das Recht zu wählen, sondern die Pflicht. Wer ohne triftigen Grund nicht am Wahltag erscheint, muss umgerechnet 65 Euro Strafe zahlen. Frauen sind auch aktiv in der Wahlbehörde eingebunden und machen 50 % der Wahlvorsitzenden aus.
Der Gang zur Urne ist streng nach Geschlecht getrennt, mit weiblichen und männlichen Wahlkomitees an den Tischen. Auf die Frage, was es damit auf sich habe, lacht Melania Carrion, Juristin und Vorsitzende des Colectivo Mujeres Ecuatorianas Organizadas: „Ich halte das zwar für keine nennenswerte feministische Errungenschaft, eher eine kulturelle Eigenheit. Aber würde sie jemand in Frage stellen, würde ich mich klar für die Beibehaltung dieser Trennung einsetzen. Schließlich verleiht sie der Beteiligung von Frauen bei den Wahlen eine größere Sichtbarkeit und damit Wichtigkeit.“
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