Dani Baumgartner (1984-2025)
DANI BAUMGARTNER hat als Bibliothekar_in seit vielen Jahren die Arbeit der Frauen*solidarität mit Herz, Humor und Fachwissen entscheidend geprägt. Am 12.10.2025 ist Dani durch einen tragischen Unfall plötzlich aus unserer Mitte gerissen worden. Wir trauern und erinnern an einen ganz besonderen Menschen.
Wer in den letzten Jahren die Bibliothek für Entwicklungspolitik im C3 oder die Frauensolidarität besucht hat, hat wohl auch Dani Baumgartner kennengelernt. Einerseits deshalb, weil Danis Arbeitsplatz als Bibliothekar_in im vorderen Teil unseres Büros liegt und Dani oft die erste Person war, die eine_n grüßte und mit der sich ein interessantes Gespräch ergab. Andererseits ist Danis Handschrift und Arbeit überall in der Bibliothek zu finden.
Die Zeit bei der Frauensolidarität begann für Dani 2016, nach abgeschlossenem Soziologiestudium und damals noch Student_in der Gender Studies, am Desk in der C3-Bibliothek. Die damalige langjährige Bibliothekarin Rosa Zechner ermutigte Dani den Universitätslehrgang Library and Information Studies zu absolvieren. 2019 übernahm Dani schließlich von Rosa die Leitung der Bibliothek und brachte von da an bibliothekarisches Fachwissen, queer-feministische Expertise und intersektionale sowie aktivistische Perspektiven in die Frauen*solidarität und das ganze C3 ein.

Das mit den Büchern
Gemeinsam mit den Kolleg_innen von ÖFSE und Baobab entwickelte Dani die C3-Bibliothek weiter. Dani hat den feministischen Medienbestand der Bibliothek und des Archivs weiter aufgebaut, Bibliotheksführungen für Studierende und Interessierte organisiert, machtkritische Medienkompetenz sowie Begeisterung für queer-feministische Ansätze und Perspektiven vermittelt und Studierende auch individuell bei der Recherche für ihre (Abschluss-)Arbeiten unterstützt.
Bei den jährlichen C3-übergreifenden Veranstaltungen hat Dani wichtige Impulse geliefert und diese mitorganisiert. Wie die Living Library, eine Veranstaltung, bei der junge Menschen auf „lebende Bücher“, Expert_innen aus verschiedenen Bereichen treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Oder den C3-Award, der Preis für Junges Forschen und Engagement, der Abschluss-, Diplomarbeiten und Projekte von Jugendlichen auszeichnet, die sich kritisch und kreativ mit Themen der globalen nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen. Dank Danis Expertise und Engagement wurden jährlich auch dezidiert intersektionale und feministische Arbeiten prämiert. 2025 erhielt auch WANDAPANDA & Tiger, ein Archiv der asiatisch-diasporischen Communitys aus Österreich und darüber hinaus, einen dauerhaften Platz im C3. Es war Dani ein Anliegen, der intersektionalen Wirklichkeit Raum zu schaffen und die Bibliothek zu einem Ort für alle zu machen. Dani war österreich- und europaweit mit feministischen Bibliotheken und Dokumentationsstellen vernetzt. Ob im Vorstand von frida, im i.d.a. Dachverband oder bei ELENOR-Feminist Memory in Action – Dani hat sich engagiert eingebracht und stets das Verbindende zwischen den Organisationen und beteiligten Personen sowie die in der Zusammenarbeit enthaltenen Potenziale in den Blick genommen.
Das Kollektive
Dani war da. Für Studierende, Absolvent_innen, Kolleg_innen, Genoss_innen. Für das Eichhörnchen vor dem Fenster oder der von Dani zur Feel-Good-Managerin ernannten Büro-Hündin Inți. Mit offenem Ohr und weitem Herzen bot Dani immer Unterstützung an. Dani hat Solidarität gelebt, andere ermutigt und gestärkt. Dani war präsent, hatte ein Gespür für Menschen und dafür, was eine Situation gerade braucht. Manchmal war das ein gemeinsames Mittagessen, oft auch einfach ein guter Schmäh. Danis Humor war eine Grundfeste in der Zusammenarbeit im Team.
Dani war ein politischer Mensch. Das zeigte sich in der alltäglichen Arbeit, in den Beziehungen unter den Arbeitskolleg_innen und in Diskussionen über Solidarität und Selbstermächtigung. Es war spürbar, dass Dani die eigenen Überzeugungen und Positionen in queer-feministischen und aktivistischen Gruppen geschärft hat. Davon haben wir auch in unserer Arbeit als Frauen*solidarität viel gelernt.
Das Kollektive spielte eine große Rolle für Dani. Das Leben in der WG, sich zu organisieren, für soziale Gerechtigkeit und das gute Leben für alle einzutreten – und es sich auch einfach gemeinsam schön zu machen. Denn Dani kümmerte sich nicht nur um andere, sondern auch um sich selbst und versprühte dabei eine ungemeine Lebensfreude.
Wandern und Wasser
Zu Danis Leidenschaften zählten die Bücher, das Wandern und das Wasser. Es gab kaum einen Bergsee, Fluss oder Bach, den Dani nicht erschwomm oder in ihn hineinsprang. Dabei war es egal wie kalt das Wasser war und auch der Winter kein Grund, mit dem Schwimmen zu pausieren. Inspiriert davon, bildete sich auch in der Frauen*solidarität eine kleine Gruppe heraus, die über den Winter nach Feierabend in der Donau zum Eisbaden ging.
Bücher waren nicht nur Teil von Danis Arbeitsalltag, sondern auch ein wichtiger Bestandteil von Danis Freizeit. Ob feministische Science-Fiction, Hexengeschichten oder andere Storys, für Dani bedeutete das Lesen Entspannung, Herunterkommen vom Tag und sich wohlig in die Geschichten einzubetten. Den eBook-Reader hatte Dani auch beim Wandern dabei. Zu Beginn der Arbeitswoche erzählte Dani dann meist von einer schönen Wanderung am Wochenende.
Für immer Inspiration
Eine syrische Redewendung, die unsere Kollegin Souzy mit uns geteilt hat, beschreibt, was passiert, wenn ein Mensch so plötzlich und auf tragische Art und Weise von uns geht: dieser Mensch wird vom Tod entführt. So fühlt es sich für uns an, was mit Dani passiert ist. Die Leere in unserem Büro ist spürbar. Es ist schwer zu begreifen, dass ein Mensch mit einer solchen Lebenskraft und Lebensfreude so plötzlich von uns gehen kann. Tröstlich sind die lieben Worte und vielen Besuche, mit Blumen und Erinnerungsstücken, Keksen und Kuchen, durch die wir uns gemeinsam an Dani erinnern. Durch die losen Kontakte, die nun enger werden oder neu entstehen, ist es ein wenig leichter zu tragen. Die Lücke, die Dani hinterlässt, wird niemand ganz schließen können. Doch es ist berührend zu sehen, wie groß und herzlich die Netzwerke sind, die Dani im Leben gesponnen hat – und die nun näher zusammenrücken.
Dani ist uns Inspiration, politisch Haltung zu zeigen und diese zu leben, ohne die Empathie für das Gegenüber zu verlieren. Sich um das Außen zu kümmern, aber auch um das eigene Innere und trotz all der Schauerlichkeiten des Alltags und der Politik nicht den Humor und die Freude am Leben zu verlieren. Nie aufzuhören, die Natur zu genießen, dem eigenen Körper Gutes zu tun und zu lesen.
Wir werden Dani immer in unseren Herzen halten.
Am Dienstag, 9.12.2025 möchten wir in der C3-Bibliothek in einer gemeinsamen Feier an Dani Baumgartner denken und erinnern. Wenn ihr gerne dabei sein wollt, schreibt uns bitte eine Nachricht an office@frauensolidaritaet.org