Nicaragua steht bis heute für internationale Frauensolidarität. Das mittelamerikanische Land brachte aus eigener Kraft die Somoza-Diktatur zu Fall, trotzte imperialistischen Kräften und erprobte von 1979 bis 1989 den Entwurf einer gerechten Gesellschaft. EVELYN BERNADETTE MAYR über die „Revolution der Frauen“ und wie ihre feministischen Errungenschaften bis heute nachwirken.
„Heute Nacht wurde León angegriffen“, schreibt mir meine Freundin Antonia Rivas während der Aufstände 2018 gegen die Diktatur von Daniel Ortega und Rosario Murillo. Die Stadt León im Westen Nicaraguas galt von jeher als intellektuelle Metropole des mittelamerikanischen Landes. 1978 und 1979 war sie Zentrum der Revolutionskämpfe und die erste Stadt, die, angeführt von Frauen, an die FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional) fiel.
Der ehemalige Revolutionär Ortega wurde 2006 zum zweiten Mal Präsident Nicaraguas. Gemeinsam mit seiner Frau Rosario Murillo, seit 2017 Vizepräsidentin, errichtete er ein autoritäres Regime, das sie seit den Aufständen zu einer Diktatur umbauen. 2018 waren 350 Menschen zu Tode gekommen, mehrere Hunderttausende sind seither ins Exil geflohen.
„Ich bin auf den Barrikaden hier, und wir bleiben, um meinen Stadtteil zu schützen“, schreibt Antonia und erklärt, dass der Angriff nach den Friedensverhandlungen zwischen kirchlichen Vertreter_innen der Aufstände und der Regierung stattgefunden habe. Trotzdem wolle man am nächsten Tag den Dialog fortsetzen. „Doch selbst wenn die Unterschrift unter eine Vereinbarung gesetzt wird, heißt das noch nicht, dass sie eingehalten wird. Aber wir glauben, dass wir eine Demokratisierung des Landes erreichen können,“hofft Antonia1.
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