Die brodelnde Cocotte-minute, der tunesische Schnellkochtopf, ist zum Symbol der tunesischen Revolution geworden, dem Ausgangspunkt für den sogenannten Arabischen Frühling. Was dort im Dezember 2010 seinen Anfang nahm, breitete sich im Januar, Februar und März 2011 auf der Arabischen Halbinsel und im Maghreb aus. Was ist aus diesem Frühlingserwachen geworden? Was aus den Hoffnungen auf Mitbestimmung, auf gestärkte Frauenrechte und Freiheit? Rosige Zukunft? Konterrevolution oder radikale Demokratie?
Die Autorinnen dieser Ausgabe berichten über die künstlerischen, revolutionären wie alltäglichen Strategien von syrischen, ägyptischen und tunesischen Frauen während der Umbrüche. Schriftstellerinnen und Aktivistinnen wie Halima Abdel Rahman, Maliliya Bakhiet und Laila al Baloshi berichten im Interview, wie soziale Medien nicht nur die Sichtbarkeit von Frauen erhöhten, sondern grundlegender Bestandteil der Bewegungen wurden. Wie schnell Zensur virtuelles Aufbegehren unterdrücken kann, wird im Artikel zu Chinas Frauenbewegung beschrieben.
Dass es sich nicht um homogene Bewegungen handelt, sondern jede Analyse Historizität braucht und einen sensiblen Umgang mit dem Thema Repräsentation, zeigt ein Autorinnenkollektiv am Beispiel der palästinensischen Frauenbewegung. Manche sagen, hier haben die eigentlichen „Arabischen Umbrüche“ begonnen, andere wiederum sehen deren Beginn schon viel früher, nämlich im Kampf sahrauischer Frauen gegen die marrokanische Besatzung.
Inhalt
Ägypterinnen kämpfen um ihre Revolution: Wie die Menschen versuchen, eine Konterrevolution zu verhindern. Verena Bauer
Genderperspektiven auf den Arabischen Frühling: Drei kulturschaffende Frauen im Interview. Ishraga Mustafa Hamid
Rosige Zukunft: … mit lilafarbener Vergangenheit und schwarzen Stolpersteinen in Tunesiens Gegenwart. Christine Bruckbauer und Patricia K. Triki
Syrien: Frauenbilder, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen: Von der brutalen Herrschaft der al-Assad-Familie und dem Beginn der
Revolution im März 2011. Alia Jaddah
Frauenbewegungen in Palästina – ein Wissenstransfer jenseits eurozentrischer Repräsentationen? Katrin Gleirscher, Katrin Oberdorfer, Daniela Pertl und Klaudia Rottenschlager
Sahrauischer Frühling: Der lange Kampf für nationale Selbstbestimmung. Gundi Dick
Geschichtsaufarbeitung durch Kulturschaffen: Interview mit der kurdischen Filmemacherin Nezahat Gündogan. Helga Neumayer
Ein vorerst gescheiterter Versuch: Die Jasminrevolution und die Frauen in China. Astrid Lipinsky
Arbeiten für „Fast Fashion“: Arbeitsbedingungen in der marokkanischen und rumänischen Bekleidungsindustrie. Cornelia Staritz und Leonhard Plank
Die Bewegung dominiko-haitianischer Frauen (MUDHA). Ein neues Selbstverständnis entwickelt sich. Sirana Dolis
Von Indien lernen. Zahlen und Justiz zu Vergewaltigungen in der EU und anderswo. Eva Kalny
Gewalt in Indien. Fraun leisten Widerstand. Julia Günther
Was wird aus den Milleniums-Entwicklungszielen? Der Weg in Richtung 2015 und der „Vienna Policy Dialogue on Gender Equality“. Barbara Kühhas
Auf Sendung = in Gefahr. Über Risiken, Herausforderungen und Erfolge, Frauen in Honduras in Gemeinderadios Gehör zu verschaffen. Virginia López Calvo
Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben. Ulrike Lunacek