Allerorts ist die Rede von der Krise, ob Finanz-, Wirtschafts- oder Energiekrise. Die Nahrungsmittelkrise hingegen ist kaum ein Thema. Tatsächlich ist es aber die ungerechte Verteilung von lebensnotwendigen Ressourcen, die Hunger und Tod bringen und besonders die Menschen im Süden betreffen. Wenn regionale Lebensmittelproduktion und lokale Nahrungsmittelmärkte durch forcierte Billigimporte zusammenbrechen, erschließen sich für transnationale Konzerne billige Arbeitskräftepools und ergiebige Märkte mit hohen Gewinnen; für Menschen ohne Arbeit und Land ergeben sich dann allerdings Unterernährung und Perspektivenlosigkeit. Der Blick auf die Nahrungsversorgung der Menschheit kann technisch oder ganzheitlich sein: Es kann der „Zugang zu angemessener Menge von Nahrungsmitteln“ (UN-FAO) oder das „Recht der Bevölkerung, die Ernährungspolitik selbst zu gestalten“ (FIAN) sein. Dazwischen liegen jene Welten von Frauenrechtsaktivismus, Landlosenbewegungen und Arbeiterinnenbewegungen, mit denen wir uns in der vorliegenden Ausgabe ausführlich beschäftigen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beschäftigung mit dem Klimawandel und wie Frauen und soziale Bewegungen mit den anstehenden Herausforderungen umzugehen gedenken. So z.B. die Umweltaktivistin Rakova, die sich für die Bevölkerung auf den Carteret-Inseln – eine Inselgruppe, die demnächst durch die globale Erwärmung überschwemmt sein wird und dadurch Klimaflüchtlinge par excellence hervorbringt – einsetzt. Ein Szenario, das anderswo in näherer oder fernerer Zukunft ebenfalls bevorsteht.
Inhalt
Souveränität versus Sicherheit. Verschiedene Konzepte zur Ernährung in Diskussion. Karin Klampfer
Das Recht sich zu ernähren. Strategien zur Eionforderung eines Menschenrechts auch für Frauen. Elisabeth Freudenschuß
Heiße Zeiten – Auswirkungen des Klimawandels auf Frauen in Entwicklungsländern. Julia Kerschbaumsteiner
Chancen und Grenzen. Versuche zur Überwindung der Diskriminierung von Frauen in der brasilianischen Landlosenbewegung. Irmi Salzer
Ein „Frauenthema“: Der Milchpulverskandal in China. Astrid Lipinsky
Entwicklungen, die den Hunger fördern. Agrotreibstoffherstellung verknappt die Nahrungsmittelproduktion. Gertrude Klaffenböck
Womit sollen wir dann leben? Nahrungsmittelproduktion, Weltmarktfabrikation und internationale Handelsabkommen in Honduras. Yadira Minero
Umzug wider Willen: Die Folgen des Klimawandels für die Carteret-InselbewohnerInnen im Pazifik. Marion Struck-Garbe
TERRE DES FEMMES: Kein Schnitt ins Leben! Die aktuelle Kampagne gegen Genitalverstümmelung. Franziska Gruber und Steffi Siegle
TERRE DES FEMMES: Ein Zeichen gegen „Ehrenmorde“: Maßnahmen gegen Gewalt im Namen der Ehre. Annika Weschler
Internationale Frauenrechte stärken. Herausforderungen angesichts von HIV/AIDS und Fundamentalismus. Rita Schäfer
Die Arbeit an der Mode. Kampagnen als PionierInnen der Globalisierung. Bettina Musiolek
Überleben. Informelle Arbeit sichert Existenz in Serbien. Majda Sikošek
Zum Stand der Dinge. Maquila-Arbeiterinnen nehmen den Staat in die Pflicht. Bettina Moser
Appell zum Umdenken und Handeln. Die Vierte Österreichische Entwicklungstagung im Rückblick. Julia Günther
Nahrungsmittelkrise. Keine Lösung ohne Empowerment von Frauen in Sicht. Ulrike Lunacek