Literatur erzählt Kultur (Nr. 106 / 2008)

Literatur erzählt Kultur: China, Indien, Österreich, Iran

Schreiben von Frauen ist ein Weg aus der Isolation, es ist die Basis für Selbstpositionierung, die Grundlage für Verstehen und Verstanden-Werden sowie ein Weg zur Aufarbeitung der Geschichte und des Blicks in die Zukunft. Das Geschriebene braucht aber auch Wertschätzung, es muss im Fall der Zensur standhalten und – wenn es einen Verlag gefunden hat – so braucht es eine Leser_innenschaft. Autorinnen werden „entdeckt“ und „übersetzt“.

Im vorliegenden Heft fragen wir nach dem Weg der Geschichten: Wer fördert Nachwuchsautorinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika? Wie finden sie zur Übersetzung? Wer schreibt die Geschichten der Dalitfrauen und Hausangestellten in Indien, der Wanderarbeiterinnen in China? Wie positionieren sich Autorinnen mit migrantischem Hintergrund in Österreich? Und schließlich: Wie können iranische Autorinnen trotz Zensur und drohenden Gefängnisstrafen erfolgreich Literatur und Kunst schaffen?

Das neoliberale Wirtschaftsmodell überzog die Welt wie ein Orkan und brachte vielen Menschen verheerende Armut, demütigende Arbeitsverhältnisse und Gewalt. In dieser Ausgabe finden Sie Berichte zu Bettlerinnen in Österreich und Arbeitskämpfen in Bangladesch. Und schließlich haben wir auch eine klare Meinung zum Weg aus der Krise: Eine andere Welt ist möglich! Beenden wir das System der Gier!

Inhalt

Hervorgehoben, anerkannt, abgegrenzt: Edition Exil als Sprungbrett für LiteratInnen mit Migrationshintergrund. Aleksandra Kolodziejczyk

Stets offene Augen und Ohren! Gesellschaft fördert Autorinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Interview mit Anita Djafari 

Werden Dalit-Frauen gehört? Die Unberührbaren Indiens schreiben ihre Geschichten. Sarita Jenamani

Wege aus dem „reinen Labyrith“: Shala Lahiji über Herausforderungen, Erfolge und Hindernisse im Literaturschaffen von Frauen im Iran. Helga Neumayer

Von wegen bloß Wanderarbeiterinnen: Wie die „dagongmei“ ihre Stimme finden, und was das Schreiben damit zu tun hat. Astrid Lipinsky 

Baby Halder: Eine indische Hausangestellte und ihr Weg zur Literatur. Renate Sova

TERRE DES FEMMES: Arbeitskraft zum Discounterpreis: Eine Rundreise über die Einkaufspraktiken deutscher Discounter und deren Folgen. Philipp Kappestein

TERRE DES FEMMES: Vom Graswurzelprojekt zur Bildungsinstitution: Terre des Femmes in Kenia. Ulla Barreto

Sichtbarkeit und Bedrohung: Zur Situation von Pendelbettlerinnen in Wien. Marion Thuswald 

Gegen kulturellen Fundamentalismus: Diskurse zu Ehre, Gewalt und Frauenrechten. Rosa Zechner

Folge von Gewalt gegen Frauen: Weltaidskonferenz 2008. Lisa Sterzinger

Ende der Straflosigkeit: Aufarbeitung von Gewalt gegen Frauen in Kriegen. Rita Schäfer

Gold Mountain Story: Chinesinnen in Neuseeland. Margit Wolfsberger

Sich auf den Staat verlassen können: Bringt die Finanzkrise die neoliberale Wirtschaftblase zum Platzen? Petra Steiner

Das System der Gier beenden: Finanzen, Krise, Märkte und Frauen. Ulrike Lunacek