Peacebuilding / Starke Institutionen (173+174 / 2025)
Wie schaffen wir gerechten Frieden?
Editorial
Die einleitenden Worte sind diesmal nicht leicht zu finden. Ich bin traurig und kann den plötzlichen Unfalltod von Dani Baumgartner noch immer nicht ganz fassen. Dani hat als Bibliothekar_in mit Warmherzigkeit und Humor viele Jahre lang die Arbeit der Frauen*solidarität zentral mitgeprägt. Wir möchten in diesem Heft mit persönlichen Worten an Dani erinnern.
Ein gerechter Frieden?
Die Welt setzt aktuell große Hoffnung auf den von Donald Trump initiierten Nahost-Friedensplan. Im Oktober 2025 fand die Rückgabe der letzten lebenden israelischen Geiseln im Austausch mit palästinensischen Gefangenen statt. In dieser Ausgabe stärken wir jene Stimmen, die sich sowohl in Palästina als auch in Israel seit langem gemeinsam für einen gerechten Frieden einsetzen. Auch in Europa steigen die Ausgaben für Aufrüstung, die Bevölkerung wird auf Militarisierung und Alternativlosigkeit zu Krieg eingeschworen. Wir widmen uns dringend benötigten feministischen, antimilitaristischen Positionen.
Außerdem rücken wir „vergessene Konflikte“ wieder in den Blick. In Nigeria verübt die islamistische Terrormiliz Boko Haram weiterhin Angriffe auf Regierung und Zivilbevölkerung. In der Demokratischen Republik Kongo setzt sich die koloniale Ausbeutung von Rohstoffen heute nahtlos fort, und die weltweite Nachfrage nach Ressourcen für den Elektronikmarkt ist dafür mitverantwortlich.
Mit der UN-Resolution 1325 zu „Frauen, Frieden und Sicherheit“ konnte im Jahr 2000 ein wichtiger Meilenstein errungen werden. Zum 25-jährigen Jubiläum fragen wir, was bisher erreicht wurde und wo zukünftige Herausforderungen liegen.
Was folgt nach dem bewaffneten Konflikt?
Um Frieden nachhaltig zu sichern, braucht es starke Institutionen. In Rojava, Nord- und Ostsyrien, haben feministische Organisationen neue Institutionen geschaffen, um Frauenrechte und Demokratie nachhaltig zu festigen. In Afghanistan erfolgte 2021 der Abzug der US- und NATO-Truppen ohne demokratische Strukturen abzusichern. Ein Friedensvertrag der USA mit den Taliban 2020 stärkte die Taliban, die neuerlich ein repressives und frauenverachtendes Regime errichteten. Wir berichten über Bemühungen, Gender Apartheid, die strukturelle Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, auf UN-Ebene international als Verbrechen zu verankern. Das Cover dieser Ausgabe stammt aus der Fotoserie „Sembrando Luchas“ der in Mexiko lebenden französischen Fotografin Mahé Elipe. Sie dokumentiert feministische Protestaktionen gegen Femizide, ihre Bilder präsentieren wir in der Heftmitte. Die Illustrationen zu einigen Beiträgen des Schwerpunkts hat die iranische Künstlerin Niknaz Khalouzadeh gestaltet.
Eine inspirierende Lektüre
wünscht
Bernadette Schönangerer
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Ein gerechter Frieden kann nur erreicht werden, wenn alle von Konflikt Betroffenen an Friedensprozessen teilnehmen können. Allen voran Frauen und queere Personen. Und wenn feministische antimilitaristische Positionen Gehör finden. Die neue Ausgabe der frauen*solidarität sucht Antwort auf die Frage: Wie schaffen wir gerechten Frieden? In Afghanistan, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Rojava oder in Europa.