Sport und Ökonomie (Nr. 104 / 2008)

Sport und Ökonomie: Zentren und Peripherien im Fußball

Anlässlich der Fußball-EM in Österreich und der Schweiz und den Olympischen Spielen in China beschäftigt sich der Schwerpunkt dieses Heftes mit ausgewählten ökonomischen Aspekten des Sports – insbesonders des Fußballs – aus feministischer Perspektive. Im weiten Feld von Sport und Ökonomie beleuchten die Beiträge die prekäre Situation von Arbeiterinnen in der Schuh- und Textilproduktion in den Ländern des „Südens“ und untersuchen die so genannte Nike-Ökonomie mit ihrer allgegenwärtigen Sneaker-Kultur und deren gender- und „race“-spezifischen Implikationen. Ebenso werden die Spiel- und Trainingsfelder aufgesucht – jene Orte, die für viele nicht bloß mit körperlicher Betätigung in Verbindung gebracht werden, sondern die Hoffnung auf ein besseres Leben darstellen. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen medialen Inszenierungen und finanziellen Förderungen von „Männer-“ und „Frauenfußball“ gewinnen die wenigen bekannten globalen Sportkarrieren von Profi-Kickerinnen, die es aus den „Peripherien“ in die Zentren des kommerziellen Fußballs schaffen, an Gewicht.

Am Beispiel des kommerziellen Fußballs lässt sich demnach nicht nur das Ausmaß der Arbeitsmigration im Sport ablesen. Das immer wieder als „Realitätsmodell“ und „Spiegelbild der Gesellschaft“ beschriebene Spiel ist zugleich ein Feld, das herrschende Geschlechterordnungen repräsentiert und reproduziert und dem sich u.a. eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher feministischer Literatur widmet.

Inhalt

Sneaker Stories: Differenz, Körperlichkeit und Begehren in der globalen Konsumkultur. Katharina Weingartner 

Empowerment durch Fußball: Sport, Gender und Entwicklung. Marianne Meier

Fußball fürs Leben: Mädchenfußball in Costa Rica. Nela Perle

Der weibliche Steilpass: Frauenfußball in Kolumbien. Caroline Haidacher

Solidarität der KonsumentInnen gefragt: Fair Play 2008 fordert faire Arbeitsbedingungen weltweit. Michaela Königshofer

Who Foots the Bill? Menschenwürdige Arbeit für HeimarbeiterInnen in der Schuhproduktion. Ruth Bergan und Samantha Maher

Rote Karte für die Multis: Für existenzsichernde Löhne in der Sportbekleidungsindustrie. Interview mit Pui-Lin Sham und Stapany Wong 

Leere Plätze am Verhandlungstisch: Kernarbeitsnormen und unternehmerische Verantwortung. Anja K. Franck

Transnationale Netzwerke – transnationale Identitäten? Arbeitsmigration im kommerziellen Fußball. Interview mit Barbary Liegl

Im Abseits: Über die medialen Inszenierungen des Sports. Barbara Reumüller

Kick it like Agrispor: Fußball im Spannungsfeld von Geschlecht und Migration. Interview mit Aysun Bademsoy

TERRE DES FEMMES: Wer bezahlt unsere Kleidung? Mit der „Giants Campaign“ gegen die größten Discounter. Gisela Burckhardt

TERRE DES FEMMES: Bildung braucht Raum: Das Frauenbildungszentrum Shahrak. Dietlinde Quack

Die Macht der Geschichte: Subalternität, hegemoniales Sprechen und die Unmöglichkeit von Allianzen. Interview mit Gayatri Chakravorty Spivak

Ehe zwischen Ausschluss und Zwang: Multikulturalismus, sexuelle Autonomie und rechtlicher Diskurs. Christa Markom und Ines Rössl

Kriminalisierung der Dissidenz: Geschlechtsspezifische und staatliche Gewalt in Mexiko. Rasalva Aida Hernández Castillo

Australien sagt „Sorry“: Zur Entschuldigungspolitik bei der indigenen Bevölkerung. Christine Winter 

Souverän essen! Lokale Nahrungsmittelproduktion und globale Marktkontrolle.Interview mit Vandana Shiva

Wo bleiben die Bäuerinnen? Kommentar zur Nicht-Benennung von Frauen. Ulrike Lunacek