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Delikt Abtreibung

Wie erging es ungewollt schwangeren Frauen in Österreich vor Einführung der Fristenlösung? In ihrem neuen Buch „Delikt Abtreibung“ zeichnet Sylvia Köchl anhand von Gerichtsakten die Geschichten und Lebensumstände von Frauen nach, die zwischen 1923 und 1974 wegen illegaler Schwangerschaftsabbrüche ins Visier von Polizei und Justiz gerieten. Bernadette Schönangerer hat sie erzählt, was Gerichtsakten zu einer so spannenden Quelle macht und welche politischen Forderungen sich aus den Schicksalen der betroffenen Frauen ableiten lassen.

Wie kam es zur Idee für das Buch?

Sylvia Köchl (SK): Die ersten Strafgerichtsakten, in denen es um die verbotene Abtreibung in Österreich ging, habe ich vor fast zehn Jahren im Linzer Landesarchiv gelesen. Damals habe ich zu Frauen geforscht, die vom NS-Regime als sogenannte „Berufsverbrecherinnen“ verfolgt und ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurden. Daraus ist dann mein erstes Buch „Das Bedürfnis nach gerechter Sühne“ entstanden. Beim Lesen im Archiv wurde mir klar: Aus solchen Akten kannst du unglaublich viel erfahren über die Lebenssituationen von ungewollt Schwangeren und über Frauen, die ihnen illegal eine Abtreibung gemacht haben. Die Frage, wie Menschen, die sich in der Zeit der Illegalität weder eine ärztliche Abtreibung noch ein (weiteres) Kind leisten konnten, mit ungewollten Schwangerschaften umgingen, hat mich interessiert, weil ich selbst aus einer eher armen Gesellschaftsschicht komme und über deren Geschichte wenig geforscht wird – und noch weniger dezidiert antiklassistisch und feministisch.

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