Wer das Recht auf Abtreibung einschränkt, schränkt die gesundheitliche Versorgung ein und gefährdet das Leben von Frauen. Das zeigt die Situation in den USA nach dem Ende von Roe v. Wade 2022. Diese Grundsatzentscheidung hat dabei auch Auswirkungen auf den globalen Süden.
In Texas erlitt eine Frau eine Fehlgeburt auf einer Toilette im Warteraum einer Klinik, die sich weigerte, sie aufzunehmen. In Florida erfuhr eine Frau einen Tag nachdem sie vom Sicherheitspersonal eines Krankenhauses abgewiesen worden war, dass ihr Fötus keinen Herzschlag mehr zeigte. In Georgia starben zwei Frauen, weil sie nach unvollständigen Abtreibungen nicht rechtzeitig medizinisch versorgt wurden. In den USA häufen sich Berichte von Schwangeren, die von Notfallambulanzen abgewiesen werden. Wie kann das sein?
Das Dobbs-Urteil und seine Folgen
Beinahe 50 Jahre lang garantierte „Roe v. Wade“, das Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs von 1973, ein bundesweites Recht auf Schwangerschaftsabbruch in den USA. Das Urteil hebelte Abtreibungsgesetze in den einzelnen Bundesstaaten aus, diese wurden jedoch weder abgeschafft noch durch ein umfassendes Bundesgesetz ersetzt. Mit der Entscheidung Dobbs v. Jackson Women’s Health Organization (kurz: Dobbs-Urteil) kam 2022 die Wende: Der Supreme Court entschied, dass es kein in der Verfassung garantiertes Recht auf Abtreibung gibt und der Zugang zu Abtreibungen in den Bundesstaaten zu regeln sei. In 21 Bundesstaaten, überwiegend im Süden der USA, sind Abtreibungen nun kriminalisiert. Praktisch über Nacht waren Kliniken zur Schließung gezwungen.
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