In fast allen Teilen der Welt werden hart erkämpfte Frauenrechte massiv angegriffen. Rechtskonservative, nationalistisch-populistische, aber auch bürgerliche Parteien versuchen, das Selbstbestimmungsrecht von Frauen im Bereich der Reproduktion durch staatliche Eingriffe auszuhöhlen.
Frauenrechte und die reproduktive Autonomie von Frauen sind auch heute, 30 Jahre nach der UN-Weltbevölkerungskonferenz in Kairo 1994, ein Privileg von nur wenigen Frauen in einigen Ländern der Welt. Migrant_innen, Geflüchtete und undokumentierte Arbeiter_innen werden in Bezug auf ihre Rechte, einschließlich ihrer reproduktiven Rechte, gänzlich anders behandelt als nationalstaatliche Bürger_innen. Trotz ihrer gesetzlichen Verankerung sind die vereinbarten Rechte in der Praxis unerreichbar, u. a. wegen eines mangelnden Zugangs zu medizinischer Versorgung.
Und selbst in jenen Ländern, in denen eine bessere Versorgung möglich ist, weigern sich konservative Ärzt_innen unter Berufung auf die eigene Gewissensfreiheit, Abtreibung, freiwillige Sterilisation und pränatale Untersuchungen sowie Unfruchtbarkeitsbehandlungen durchzuführen. Wie aber lässt sich rational begründen, dass der Gewissensentscheid eines Arztes eine größere ethische Legitimation erfährt als die Entscheidung einer Schwangeren? Zusätzlich erleben wir einen moralischen Diskurs, der Frauen für den „Tod der Nation“ verantwortlich macht, wenn sie im „Dienst“ der Nation nicht die gewünschte Anzahl von Kindern gebären.
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