Die Organisation Defence for Children International Greece (DCI Greece) unterstützt Familien, Kinder und Jugendliche auf der Flucht in Griechenland. Pauline Evers hat mit den Menschenrechtsanwält_innen Nantina Tsekeri und Iris Pappa über die schwierige Situation von Geflüchteten auf Lesbos gesprochen, über die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen auf der Flucht und darüber, wie sich der EU-Pakt zu Migration und Asyl auf ihre Situation auswirken wird.
Wie würden Sie die derzeitige Situation von Asylsuchenden und Geflüchteten in Griechenland beschreiben?
Iris Pappa (IP): Der großen Zahl von Menschen mit negativem Asylbescheid, die in den Lagern verbleiben, wird der Zugang zu Nahrungsmitteln verwehrt. Anerkannte Flüchtlinge müssen die Lager sehr bald verlassen. Da es in Griechenland jedoch keinen Integrationsplan gibt, haben sie keinen Zugang zu weiterer Unterstützung, nicht einmal zu Griechisch-Unterricht. Sie sind daher besonders von Obdachlosigkeit und Ausbeutung bedroht.
Nantina Tsekeri (NT): Im Moment gibt es von offizieller Seite keine ärztliche Versorgung, sondern nur das, was von NGOs angeboten wird. Das Gleiche gilt für die psychologische Betreuung. Und das, obwohl die meisten Geflüchteten schweren Formen des Missbrauchs überlebt haben. Die meisten Lager liegen weitab der Zivilisation, so dass die Menschen mitten im Nirgendwo ohne Schutz auf sich gestellt sind. Es besteht große Sorge um die Frauen und Kinder, die in diesen Lagern leben. Ein weiteres Problem ist, dass die Menschen bei ihrer Ankunft keinen Zugang zu kostenloser, staatlicher Rechtsberatung haben und daher keinen fairen Zugang zu einem Verfahren. Das ist die Lücke, die wir mit unserem Rechtsprogramm zu schließen versuchen.
Worum geht es bei diesem Programm?
NT: Wir informieren Asylwerber_innen nicht nur über ihre Rechte und den Ablauf des Verfahrens, sondern versuchen auch, sie dabei zu unterstützen, die schwierigsten und traumatischsten Teile ihrer Geschichte zu erzählen, weil genau diese oft für einen Asylantrag entscheidend sind. Deshalb sind wir in traumasensiblen Ansätzen ausgebildet. Wir verfassen juristische Memos, kämpfen gegen negative Bescheide und versuchen, die Wiederaufnahme von Verfahren zu erwirken.
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