Artikelbild

Von Obfrau zu Obfrau

Luisa Dietrich Ortega ist seit November 2023 neue Obfrau der Frauensolidarität. Im Gespräch tauschen sie und ihre Vorgängerin, nunmehrige Stellvertreterin Ulrike Lunacek sich über ihre Wege zum Feminismus und Vorstellungen für die Zukunft der Frauensolidarität aus. Ulrike Lunacek (UL): Luisa, fangen wir mit deiner Geschichte an: Wie, wann und warum bist du zur Frauen*solidarität gekommen? Luisa Dietrich Ortega (LDO): Das war 2011/2012. Ich war zu der Zeit Studierende im Masterlehrgang des Rosa-Mayreder-Colleges, Internationale Geschlechterforschung und feministische Politik. Da habe ich Gundi Dick kennengelernt, die mich in den Vorstand der Frauen*solidarität eingeladen hat. Die Verbindungen und der Austausch zwischen wissenschaftlichen Theorien und solidarischer Praxis, auch hier in Österreich, mit einem globalen Blick auf entwicklungspolitische Fragen, haben mich genauso gereizt wie das Kollektiv mit anderen Frauen und die Ehrenamtlichkeit. UL: Welchen Bezug hattest du vorher schon zu internationalen feministischen Themen? LDO: Auf meinem Lebensweg hat mich auf jeden Fall mein „mixed background“ geprägt: Ich bin in Peru geboren, aber auch in Wien und dem Waldviertel verwurzelt. Neben der Zweisprachigkeit bin ich in einem Umfeld mit starken Frauen groß geworden, und es gab von klein auf die Nähe zum Lateinamerika-Institut in Wien, wo meine Mutter arbeitete. Mein weiterer Werdegang entschied sich dann ganz klar in Kolumbien in Richtung Feminismus. Nach meinen Studien in Buenos Aires, London und meinem Doktorat an der Uni Wien (übrigens bei Eva Kreisky, die ja eine der Gründerinnen der Frauen*solidarität war!) kam der Einstieg in die Arbeitswelt: Es ergab sich eine Forschungsassistenz an der Universidad de Antioquia in Medellín. Mujeres No Contadas (Ungezählte / UnERzählte Frauen) setzte sich mit den Lebensrealitäten von Kämpferinnen unterschiedlicher kolumbianischer Guerrilla-Gruppierungen auseinander, zehn Jahre nach ihrer kollektiven Demobilisierung in den späten 1980er und Anfang der 1990er-Jahre. Es ging sowohl um ihre Kämpfe im Alltag gegen stereotype Rollenzuschreibungen wie auch um ihre politischen Anliegen und die Teilhabe an kollektiven Prozessen. Das Thema begleitet mich jetzt seit fast 25 Jahren. UL: Wie hast du die Frauen*solidarität dann kennengelernt? LDO: In der Frauen*solidarität habe ich so eine Art Heimat gefunden. Mit ihrer außergewöhnlichen Bibliothek, die eben auch graue Literatur hat. Ich erinnere mich an Infomaterial aus den späten 80ern, Anfang der 90er, von Kämpferinnen in Guerrilla- und Befreiungsbewegungen in unterschiedlichen afrikanischen Kontexten, die ich in anderen Bibliotheken nicht gefunden hätte. UL: Zu deinen aktuellen Arbeitsschwerpunkten in deinem Erwerbsleben: Was machst du da gerade? LDO: Ich bin seit 2018 selbstständig. Meine Firma ist eine One-Woman-Show und heißt Gender.Consulting.

Dieser Inhalt ist nur für Abonnent*innen sichtbar. Wenn Sie bereits Abonnent*in sind loggen Sie sich bitte ein. Neue Benutzer*innen können weiter unten ein Abo abschließen und erhalten sofort Zugriff auf alle Artikel.

Existing Users Log In
   
New User Registration
Please indicate that you agree to the Terms of Service *
captcha
*Required field