Feministische Perspektiven auf Demokratie erweitern den Blick auf gesellschaftliche Ungleichheiten und suchen Wege, ein gutes Leben für alle möglich zu machen. Über fürsorgliche Demokratie als Gegenentwurf zum Rechtspopulismus.
Eine feministische Einschätzung der Demokratie beginnt häufig mit der nüchternen Feststellung, dass sich das ungleiche Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern darin zeigt, dass Frauen in Parlamenten und Regierungen unterrepräsentiert sind. Auch ihre Interessen werden in der Gesetzgebung zum Großteil nicht erfüllt. Zudem stellen Frauen keine homogene soziale Gruppe dar, sodass von einheitlichen Interessen von Frauen, die es zu vertreten und umzusetzen gilt, nicht ausgegangen werden kann. Denn ihre Lebenszusammenhänge und Bedürfnisse sind aufgrund von Klasse oder Race verschieden, ja sogar mitunter widersprüchlich geprägt.
Während einige, in der Regel, aber nicht ausschließlich privilegierte Frauen in den letzten Jahrzehnten zunehmend Zugang in die Parlamente und Regierungen finden konnten, sind Women of Color, Migrant_innen und LGBTIQ+-Personen in diesen Institutionen weiterhin eine Ausnahme. Die liberale Demokratie bildet daher im Wesentlichen vergeschlechtlichte, klassenbezogene und rassifizierte Machtungleichheiten in der Gesellschaft ab, während Gleichheit auch in formaldemokratischen Institutionen und Prozessen ein uneingelöstes Versprechen bleibt.
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