Demokratie neu denken

Freie und geheime Wahlen sind die Grundfesten und wesentliche Errungenschaften der Demokratie, die keineswegs überall verwirklicht sind. Doch auch in der funktionierenden liberalen Demokratie, die ja immer gesellschaftliche Mehrheiten begünstigt, sind Ausschlüsse und Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen bereits angelegt. Aktuell sind demokratische Errungenschaften und Frauenrechte weltweit durch rechtsextreme und ultrareligiöse Akteur_innen bedroht. In vielen Ländern zeigt sich leider: Antifeministische Themen eignen sich besonders gut für die Mobilisierung von rechts. Wir stellen uns daher die Frage: Wie können wir Demokratie und Frauenrechte stärken? Und wie tragen feministische Interventionen weltweit dazu bei, Demokratie neu zu denken und zu beleben? Ayşe Dursun erläutert, wie eine Demokratie, die Fürsorge in den Mittelpunkt stellt, ein Gegenentwurf zum grassierenden Rechtspopulismus sein kann. Fürsorge und Solidarität sind auch im anhaltenden Widerstand der belarussischen Frauen gegen das autoritäre Lukaschenko-Regime von zentraler Bedeutung, wie Olga Shparaga berichtet. Wir werfen Schlaglichter auf feministische Bewegungen, die in Ländern wie Brasilien, Tunesien oder der Türkei lautstark Demokratisierung und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und LGBTIQ+ fordern. Anna Ida Fierz stellt selbstorganisierte, feministische Medienprojekte in Uruguay und Mexiko vor, über die sich Frauen öffentliche Sichtbarkeit und Gehör verschaffen. Mit Nela Perle, die im Europarat Projekte zu partizipativer Demokratie koordiniert, haben wir über neue Formen der Bürger_innenbeteiligung gesprochen, um die Interessen von Frauen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen in der Demokratie stark zu machen. Bernadette Schönangerer