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Dekolonial essen

Ein Artikel von:
Joha Ledermann

Wir alle müssen essen, um zu leben. Doch nicht alles, was damit zusammenhängt, ist auch leicht verdaulich: Essen ist unweigerlich in ein Netz aus Migration, Kolonisierung, kulturellen Praktiken, gewachsenen Geschmäckern, transnationaler Ernährungsproduktion und globalen Handel eingebettet.

Seit Urzeiten übt Migration den größten Einfluss auf wandelnde Ernährungsweisen aus. Ob jahrtausendelang kultiviertes und getauschtes Saatgut, freiwillig über Handelsrouten vertriebene Gewürze oder durch gewalttätige Kolonialisierung verschleppte Kulturpflanzen wie die Kartoffel – was auf den Tisch kommt, hat Geschichte. Und über die reine Sättigung hinaus gilt: Du bist, was du isst. Wertungen wie gesund/ungesund, normal/exotisch, lecker/eklig, teuer/billig unterscheiden zwischen sozialen Klassen, den Gerichten der dominierenden Kultur und den Küchen von Minderheiten. So wird Essen oft als trennender kultureller Marker des vermeintlich „Eigenen“ und „Fremden“ verwendet und ist Vehikel für Stereotype, Ausschluss, Abwertung und Rassismus. Andererseits stehen die Gerichte „fremder, anderer“ Kulturen auch für Weltoffenheit, Respekt und als verbindendes Element zwischen Kulturen.

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