Artikelbild auf dem steht: "Wir erkennen, dass die einzigen Menschen, denen wir wichtig genug sind, um sich konsequent für unsere Befreiung einzusetzen, wir selbst sind." Combahee River Collective

COMBAHEE RIVER COLLECTIVE STATEMENT

Ein Artikel von:
Combahee River Collective

Das Combahee River Collective war eine radikale Schwarze feministische Organisation in den USA, die sich 1974 gründete. Das Statement ist ein Stück Zeitgeschichte des Schwarzen Feminismus und der revolutionären Linken in den USA. Im Folgenden ein Auszug.

Der Name des Kollektivs stammt vom Überfall auf den Combahee Fluss (Combahee River Raid) vom Juni 1863, der von Harriet Tubman angeführt wurde und 750 versklavte Menschen befreite. Das Statement wurde 1977 veröffentlicht und gilt als wegbereitend für intersektionalen Feminismus.

Was wir glauben

Unsere Politik entspringt vor allem der gemeinsamen Überzeugung, dass Schwarze Frauen grundsätzlich wertvoll sind, dass unsere Befreiung eine Notwendigkeit ist und nicht ein Anhängsel anderer, weil wir als Menschen ein Bedürfnis nach Autonomie haben. Dies mag so einfach klingen, aber es ist offensichtlich, dass keine andere angeblich fortschrittliche Bewegung jemals unsere spezifische Unterdrückung als Priorität betrachtet oder ernsthaft für die Beendigung dieser Unterdrückung gearbeitet hat. Allein die Benennung der abwertenden Stereotypen, die Schwarzen Frauen zugeschrieben werden (…), geschweige denn die Auflistung der grausamen, oft mörderischen Behandlung, die wir erfahren, zeigt, wie wenig Wert unserem Leben während der vier Jahrhunderte der Knechtschaft in der westlichen Hemisphäre beigemessen wurde. Wir erkennen, dass die einzigen Menschen, denen wir wichtig genug sind, um sich konsequent für unsere Befreiung einzusetzen, wir selbst sind. Unsere Politik entwickelt sich aus einer gesunden Liebe zu uns selbst, unseren Schwestern und unserer Gemeinschaft, die es uns ermöglicht, unseren Kampf und unsere Arbeit fortzusetzen.

(…)

Wir glauben, dass die Sexualpolitik des Patriarchats das Leben Schwarzer Frauen ebenso durchdringt wie die Klassen- und racepolitik. Wir finden es auch oft schwierig, race– und Klassenunterdrückung von sexueller Unterdrückung zu trennen, weil sie in unserem Leben meist gleichzeitig erlebt werden. Wir wissen, dass es so etwas wie rassistisch-sexuelle Unterdrückung gibt, die weder ausschließlich rassistisch noch sexuell ist, z. B. die Geschichte der Vergewaltigung Schwarzer Frauen durch weiße Männer als Mittel der politischen Unterdrückung.

Obwohl wir Feminist_innen und Lesben sind, fühlen wir uns mit fortschrittlichen Schwarzen Männern solidarisch und befürworten nicht die Fraktionierung, die weiße Frauen, die Separatistinnen sind, fordern. Unsere Situation als Schwarze Menschen erfordert eine Solidarität mit der Tatsache der race, die weiße Frauen natürlich nicht mit weißen Männern haben müssen, es sei denn, es handelt sich um ihre negative Solidarität als race-unterdrücker. Wir kämpfen gemeinsam mit Schwarzen Männern gegen Rassismus, während wir auch gegen den Sexismus Schwarzer Männer kämpfen. (…)

Schwarze Feministische Themen und Projekte

(…) Ein Thema, das uns sehr am Herzen liegt und das wir begonnen haben, öffentlich anzusprechen, ist der Rassismus in der weißen Frauenbewegung. Als Schwarze Feministinnen wird uns immer wieder schmerzlich bewusst, wie wenig sich weiße Frauen bemühen, ihren Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen, was unter anderem voraussetzt, dass sie ein mehr als nur oberflächliches Verständnis von race, Hautfarbe und Schwarzer Geschichte und Kultur haben. Die Beseitigung des Rassismus in der weißen Frauenbewegung ist per definitionem eine Aufgabe für weiße Frauen, aber wir werden dieses Thema weiterhin ansprechen und Rechenschaft darüber verlangen. (…)

Als Schwarze Feministinnen und Lesben wissen wir, dass wir eine ganz bestimmte revolutionäre Aufgabe zu erfüllen haben, und wir sind bereit, für die lebenslange Arbeit und den Kampf, der vor uns liegt.

Anmerkung: Der gesamte Text ist auf Englisch unter www.blackpast.org zu lesen.

Lesetipp: Keeanga-Yamahtta Taylor (Hg.): How we get free. Black Feminism and the Combahee River Collective. Haymarket Books: Chicago. 2017.

Übersetzung aus dem Englischen: Andreea Zelinka

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