Alice Nkom war die erste schwarze Anwältin in Kamerun. Sie vertritt als Einzige im Land LGBTIQ-Personen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden, vor Gericht. Nun steht sie selbst im Fokus der kamerunischen Behörden.
Wie sind Sie Anwältin geworden?
Alice Nkom (AN): Ich war mit einem Apotheker zusammen, der später mein Mann werden sollte, der mir riet, Jura zu studieren und Anwältin zu werden. Er wusste, dass es in Douala eine Rechtsfakultät gab. Es war damals die Einzige in Kamerun. Ich hatte das „Bac Sciences Expérimentales“ gemacht. Damit wird man üblicherweise Ärzt_in, Apotheker_in, Biolog_in oder Lehrer_in für Naturwissenschaften. Doch nach seinem Vorschlag dachte ich mir: warum eigentlich nicht? Im Grunde wurde ich so zu einer anderen Art von Ärztin. Denn Anwält_innen pflegen die Menschen, sie kümmern sich um ihre Freiheit – eigentlich um all die Dinge, die für das Leben eines Individuums entscheidend sind. Und so habe ich mich an der juristischen Fakultät eingeschrieben.
Wo haben Sie studiert?
AN: Meine Eltern dachten, dass der Mann, der mir den Hof machte, mich von meinem Studium ablenken würde. Wir machten also einen Deal: Ich sollte meine ersten Schritte als Jura-Studentin in Frankreich machen, und dann würden wir weitersehen. An der Universität von Toulouse begann ich mein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Sobald ich das erste Jahr erfolgreich abgeschlossen hatte, kehrte ich nach Kamerun zurück und schrieb mich für das zweite Jahr an der Universität in Yarmoudeh ein. Ich schloss mein Studium ein Jahr früher als geplant ab und begann eine Ausbildung als Rechtsanwältin in einer Kanzlei. Heute, 56 Jahre später, muss ich zugeben, dass ich diese Wahl nie bereut habe.
Wie war es, die erste schwarze Frau zu sein, die eine Zulassung als Anwältin erhielt?
AN: Als ich 1968 die juristische Fakultät der Universität verlassen hatte, gab es keine Anwältinnen, keine Vorbilder, keine Referenzen. Ich absolvierte ein Praktikum und erhielt vom Chef der Kanzlei ein Praktikumszeugnis. 1969 legte man dem Präsidenten der Republik meine Verwaltungsakte vor, der erteilte mir per Präsidialdekret die Zulassung als Anwältin. Dann habe ich sofort angefangen. Seitdem bin ich in diesem Metier. Ich bin dort aufgeblüht und habe mir einen Weg gebahnt. Aber ich war mir immer meiner Verantwortung als Pionierin bewusst.
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